Ansicht Gemälde aus dem Landesmuseum Mainz

Die Sammlungen des Landesmuseums Mainz

Das Landesmuseum Mainz ist eines der ältesten Museen Deutschlands. 1803 begründet, gehen die Anfänge der Sammlungen auf das 16. Jahrhundert zurück. Sie repräsentieren rund 300.000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte in unserer Region und darüber hinaus.
Die Region von Mainz war seit je her Knotenpunkt zwischen Oberrhein, Mittelrhein und Main. Dieser Reichtum und die internationalen Beziehungen spiegeln sich in den vielfältigen Beständen des Museums wider. So präsentiert das Museum archäologische Funde, Gemälde, Skulpturen, Möbel, Porzellan, Judaika, Jugendstilglas sowie eine umfangreiche Graphische Sammlung.
Welche Schwerpunkte unserer Sammlung derzeit im Museum präsentiert werden finden Sie im Bereich Dauerausstellung.

Vorgeschichte: Vielfalt und Wandel in Rheinhessen

Blauer Glaskörper, ähnlich eines Hundes, mit weißen und gelben Fadenauflagen
Wallertheimer Hündchen „Kelti“,
 2. Jahhrundert v. Chr,., blauer Glaskörper mit weißen und gelben Fadenauflagen
. Fundort: Wallertheim (Rheinheissen)
. Das singuläre Stück war eine Beigabe in einem spätlatènzeitlichen Grab.

Die vorgeschichtlichen Bestände führen in die frühen Kulturen und Gesellschaften von der Altsteinzeit bis zu den Anfängen der Römischen Zeit ein. Als eine der Zentralregionen Europas zeigen sich insbesondere hier die vielfältigen kulturellen Einflüsse sowie der Wandel über mehr als 300.000 Jahre Menschheits- und Kulturgeschichte.
Namengebende Fundkomplexe und einmalige Funde, wie altsteinzeitliche Venusstatuettenfragmente, herausragende Prunkbeile aus Jadeit, das außergewöhnliche bronzene Sistrum oder der einzigartige keltische Glashund, lassen diesen außerordentlichen Reichtum und die jahrtausendalte kulturelle Vielfalt lebendig werden.

Kleine Schneckengehäuse und Muscheln
Schneckengehäuse und Muscheln aus tertiären Schichten der Region als Import aus dem mediterranen Raum,
 im Jungpaläolithikum als Schmuck verarbeitet,. Entdeckt 1921/23 bei den Grabungen auf dem Mainzer Linsenberg © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
Jungpaläolithische Frauenstatuette
Jungpaläolithische Frauenstatuette / „Venus vom Linsenberg“ (im oberen Teil Rekonstruktionsvorschlag), 
grau-brauner Sandstein,
 entdeckt 1921/23 bei den Grabungen auf dem Mainzer Linsenberg
 © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
Prunkbeile - flache, glatte Steine
Prunkbeile,
 4500 – 4000 v. Chr.,
 Jadeit
. Vergleichbare Jadeitbeile sind in Mitteleuropa selten. Aufgrund fehlender Arbeitsspuren, des seltenen Materials und der aufwändigen Herstellung dienten sie wohl als Hoheits- oder Kultsymbol. © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
Rassel-/Klapperähnliches Instrument aus Bronze
Sistrum (Handklapper) der Urnenfelderkultur,
 1200 – 800 vor Chr.,
 Bronze
. Fundort: Hochborn (Rheinhessen)
. Sistren sind Instrumente, die in dieser Epoche sonst nur aus religiösen Kulten des vorderen Orients oder Ägyptens bekannt sind. © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz

Römische Altertümer

Steinhalle Landesmuseum Mainz
Blick in die Steinhalle

Die römische Sammlung ist durch die stark militärisch bestimmte Stadtgeschichte Mogontiacums geprägt. Das auf ein Doppellegionslager auf dem Kästrich gründende Mainz war seit dem Ende des 1. Jhds. Hauptstadt und militärisches sowie ziviles Verwaltungszentrum der neuen Provinz Germania Superior.
Schwerpunkte der römischen Abteilung bilden die umfangreiche Sammlung römischer Grabsteine, Militaria und eine bedeutende Glassammlung. Einzigartig ist die gerade restaurierte, reich figürlich verzierte Große Mainzer Jupitersäule, die die canabarii Jupiter für das Wohl Neros (+ 68 n. Chr.) gestiftet hatten.

Aus Marmor der Kopfdes Augustus
Mit dem sogenannten Augustuskopf, einem der wenigen Objekte aus Marmor aus dem römischen Mainz, blickt der Betrachter in das Gesicht eines Vertreters des iulisch-claudischen Kaiserhauses, das für die Stadtgeschichte von hoher Bedeutung ist. Der Stiefsohn und Feldherr des Augustus, Drusus, darf als Stadtgründer gelten, da unter seinem Oberbefehl das Legionöärslager auf dem Kästrich, die Keimzelle der heutigen Stadt, angelegt wurde. Nach neueren Forschungen ist der Dargestellte aber nicht Augustus, sondern sein Enkel und designierter Nachfolger Gaius, der allerdings noch vor dem Kaiser verstarb © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
Lebensgroßer Bronzekopf
Der lebensgroße Bronzekopf der einheimischen Fruchtbarkeitsgöttin Rosmerta aus dem 2. Jahrhundert wurde in einem Heiligtum ihres Kultgefährten – des römischen Gottes Merkur – in Mainz-Finthen gefunden. Die zum Kopf gehörende Statue ging bereits in der Antike verloren. Das Götterpaar ist auch auf dem unteren Sockel der Großen Mainzer Jupitersäule dargestellt. © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
Glaskaraffen mit detaillierten Kettenhenkeln
Die Römer brachten als neuen Werkstoff Glas mit. In Serie hergestellt, wurde es für weite Kreise erschwinglich und fand in allen Lebensbereichen von der Wiege (Saugfläschchen) bis zur Bahre (Urne) Verwendung. Zahlreiche in Mainz gefundene Kannen mit Kettenhenkel deuten auf eine Herstellung dieses Glastyps in der Stadt selbst hin. Absolutes Highlight der umfangreichen Sammlung römischer Gläser ist die 42 cm hohe Zylinderflasche aus Hohensülzen mit reicher Schliffverzierung mit Szenen aus dem Dionysos-Kult aus dem 3. Jahrhundert. © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz
 Römische Militärsandale
Das Symbol für das römische Militär schlechthin sind die genagelten Sandalen, die sogenannten caligae. Mit diesem modern anmutenden Schuhwerk eroberten römische Fußsoldaten weite Teile der damals bekannten Welt. Daneben verdeutlichen mehrere Helme, Waffen unterschiedlichen Typs und Teile der Militärtracht das soldatische Leben. © GDKE RLP, Landesmuseum Mainz

Früh- bis Hochmittelalter: Die Franken

Runde, goldene Fibel mit Adlermotiv
Große Mainzer Adlerfibel,
 um 975 – 1025 nach Chr.
, Gold, Email und Glas
. Die herausragende Goldschmiedearbeit zeigt den Adler als heraldisches Tier und Herrschaftssymbol. Sie wird als Schmuck einer Kaiserin angesehen.

Seit der Spätantike vollzog sich ein Wandel in der noch römisch geprägten Bevölkerung, die schließlich im späten 5. und frühen 6. Jahrhundert von fränkischen Gruppen abgelöst wurden. Im Zuge der fränkischen Landnahme wurde Rheinhessen weitgehend flächendeckend aufgesiedelt, wie das Gräberfeld von Selzen oder das Fürstengrab von Planig belegen.
Die Stadt Mainz entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu eine der bedeutendsten Erzbischofsstädte im mittelalterlichen Reich. Zeugnisse dieser herausragenden Bedeutung sind die Relikte des Klosters St. Alban, das karolingische Thronfragment oder die einzigartige Mainzer Adlerfibel.

Silber-goldener Helm
Byzantinischer Spangenheim,
 um 500 – 533 n.Chr.
, Silber, Bronze vergoldet, Lederreste
. Aus einem reich ausgestatteten Männergrab der frühen Merowingerzeit, das 1939 bei Planig (Bad Kreuznach) ausgegraben wurde. © GDKE, LMM, U. Rudischer
Madonnafigur aus Elfenbein
Elfenbeinmadonna,
 11. Jahrhundert,
 Elfenbein
. Das fast vollplastische Schnitzwerk könnte Teil eines Reliquiars oder einer Altarverkleidung gewesen sein.
 Ungeachtet seiner Größe (22 cm Höhe) gilt es als ein Hauptwerk ottonischer Plastik.© GDKE, LMM, U. Rudischer
Steinrelief mit zwei Fensteröffnungen
Dietrichstein,
 um 1000 nach Chr.,
 Sandstein
, Fundort: Bingen
. Das Relief mit zwei Fensteröffnungen zeigt einen als Dietrich benannten Mann. In althochdeutscher Sprache wird der Betrachter aufgefordert, seiner zu gedenken. Inschriften in der damaligen Volkssprache sind sonst nicht überliefert. © GDKE, LMM, U. Rudischer

Skulpturen und Altargemälde des mittelalterlichen Mainz

Mittelalterliche Skulptur
Mittelrheinische Werkstatt, Zinne vom mittelalterlichen Kaufhaus mit der Darstellung des Kurfürsten von Mainz, um 1317

Die berühmten Kurfürstenzinnen vom Kaufhaus am Brand in Mainz, die Portalskulpturen der ehemaligen Liebfrauenkirche, prachtvolle Altartafeln oder der umfassende Gemäldezyklus des sog. „Mainzer Marienlebens“ geben einen Eindruck von der Qualität und Vielfalt der künstlerischen Produktion in der erzbischöflichen Metropole, die im Mittelalter wirtschaftlich und politisch zu den bedeutendsten Städten des Reiches gehörte. Die Sammlung mittelalterlicher Skulpturen und Tafelgemälde stellt einen der ältesten Bestände des Museums dar und weist ausschließlich Kunstwerke aus Mainz und seiner nächsten Umgebung auf.

Gesicht mit Blättern verziert aus Stein
Mittelrheinische Werkstatt, Schlussstein eines Gewölbes mit Blattmaske, um 1450 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Mittelalterliches Gemälde, Motiv: Heilige drei Könige beim Jesuskind
Martin Caldenbach, gen Hess, Anbetung der Hl. Drei Könige, um 1505 © GDKE, LMM
Figur des heiligen Christophorus
Mittelrheinische Werkstatt, Hl. Christophorus aus der Pfarrkirche von Partenheim in Rheinheissen, um 1490 © GDKE, LMM
Gemälde, Motiv: Anbetung des Kindes aus dem Mainzer Marienleben
Hausbuchmeister und Werkstatt (Conrad II. Fyoll?), Anbetung des Kindes aus dem Mainzer Marienleben, um 1500-1505 © GDKE, LMM, U. Rudischer

Judaica: Zeugen jüdischen Lebens in und um Mainz

„Wegen Umbauarbeiten vorübergehend geschlossen.“
Jüdische Kultgeräte in Ausstellungsvitrinen
Jüdische Kultgeräte in der Dauerausstellung

Mainz war als eine der SchUM-Gemeinden ein bedeutendes Zentrum jüdischer Kultur. So wie das Christentum sich in den Domen zu Speyer, Worms und Mainz manifestiert, verbindet das Judentum die Anfangsbuchstaben genau dieser drei Städte zu dem hebräischen „Schum“ (wörtlich »Knoblauch«). Der einflussreiche Gelehrte Gerschom bar Jehuda eröffnete eine Talmudschule in Mainz, das hierdurch religiös-kultureller Mittelpunkt der SchUM-Städte wurde.
Die neuzeitlichen jüdischen Kultgegenstände, überwiegend Goldschmiedearbeiten des 18. und 19. Jahrhunderts, stammen aus der Sammlung des "Vereins zur Pflege jüdischer Altertümer in Mainz". Ein Großteil der Bestände ist der Zerstörungswut in der Pogromnacht vom 9. November 1938 zum Opfer gefallen. Ein bedeutender Teil der damals geretteten Kultgegenstände ist als Dauerleihgabe der Jüdischen Gemeinde in Mainz im Landesmuseum ausgestellt.

Gold-verziertes Tora-Schild
Tora-Schild (Tass), Bingen, 18. Jahrhundert
Silber, teilvergoldet
Gestiftet wurde das Schild von der Beerdigungsgesellschaft der Gemeinde in Bingen.
Inschriften zitieren Verse aus dem Buch Exodus.
 © GDKE, LMM
Gold-Silberner, verzierter Chanukka-Leuchter
Chanukka-Leuchter, 1853
Silber
Die Inschrift auf dem Sockel zitiert einen Vers aus der Morgenliturgie des zweiten Tags des Chanukka-Festes.
Gott versichert dem Propheten Sacharja, dass der Leuchter Gottes Wort symbolisiert und dass das Volk durch den Geist Bestand haben wird.
 © GDKE, LMM
Tora-Rolle mit Mantel, Aufsätzen, Schild und Zeiger
Tora-Rolle (Sefer Tora) mit Mantel, Aufsätzen (Rimmonim), Schild (Tass), und Zeiger (Yad)
 © GDKE, LMM
Goldene Tora-Krona
Tora-Krona (Keter), Mainz 1898
Silber, teilvergoldet
Stifterinschrift: „Gestiftet vom Vorsteher der israelitischen Religionsgemeinde Mainz, Martin Mayer am 11. März 1898. Die Krone ist von ihm in eigener Werkstatt in der Bauhofstr.2 in Mainz hergestellt worden.“ © GDKE,LMM

Die Napoleonische Schenkung

Gemälde, Motiv: Turmbau zu Babel
Lucas van Valckenborch Turmbau zu Babel, um 1595

Den fulminanten Grundstock der Gemäldegalerie bilden 36 hochkarätige Gemälde, die auf Veranlassung von Napoleon Bonaparte nach Mainz überwiesen wurden. Die von seinen Kunstkommissaren in ganz Europa zusammengeraubten Werke wurde 1803 der damaligen Department-Hauptstadt an der östlichsten Landesgrenze geschenkt. Diese Schenkung wollte eine Bandbreite aller Gattungen und Schulen von verschiedenen Meistern vermitteln: Sie umfasst so bekannte Namen wie Lorenzo di Credi, Jacob Jordaens oder Philippe de Champaigne. Mit zum Teil beeindruckenden Überformaten bilden diese Gemälde den zentralen Kernbestand unserer Gemäldegalerie.

Gemälde, Motiv: Madonna mit dem Christuskind
Lorenzo di Credi, Madonna mit dem Christuskind vor 1530 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Gemälde, Motiv: Adam und Eva
Werkstatt des Albrecht Dürer, Adam und Eva, 1507 © GDKE, LMM
Gemälde, Motiv: Schlafender Armor
Pier Francesco Mola, Schlafender Amor, um 1650 © GDKE, LMM

Das Goldene Zeitalter: Die Sammlung niederländischen Gemälde

Gemälde Flusslandschaft
Salomon van Ruysdael, Flusslandschaft mit Segelbooten, um 1650

Mit etwa 240 Werken ist die Sammlung der niederländischen Gemälde des 16. und 17. Jahrhunderts äußerst umfangreich und ein wesentlicher Schwerpunkt der Mainzer Gemäldegalerie. Eine Besonderheit ist, dass quantitativ gleichberechtigt sowohl die flämische wie auch die holländische Malerei in ihrer ganzen Bandbreite durch alle Gattungen vertreten sind. Herausragende flämische Künstler wie etwa Jan Brueghel d. Ä. und Jacob Jordaens sind genauso vertreten wie etwa die Utrechter Caravaggisten Dirck van Baburen und Gerrit Honthorst. Auch Namen wie Salomon van Ruysdael oder Jan van Goyen zeigen die besondere Qualität der Sammlung.

Gemälde mit vier Personen mit Musikinstrumenten
Dirck van Baburen, Lockere Gesellschaft, 1623 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Gemälde mit Waldlandschaft
Jan Brueghel d. Ält., Waldlandschaft mit dem Gang Abrahams und Isaaks zur Opferung, um 1600 © GDKE, LMM
Gemälde mit Ansicht von Häusern in der Ferne
Frans Post, Brasilianische Landschaft – Ansicht von Engheno, 1652 © GDKE, LMM

Mainzer Barock mit der Bozzetti Sammlung

Figur des Zauberers Merlin
Johann Sebastian Barnabas Pfaff, Der Zauberer Merlin

Künstler wie Franz Matthias Hiernle, Burkard Zamels, Johann Peter Melchior und Johann Sebastian Barnabas Pfaff entwickelten durch ihre Skulpturen in der Residenzstadt des Mainzer Kurstaates einen spezifisch „mittelrheinischen Barockstil“. Singulär sind zudem die sogenannten „Cantourgen“, besondere Typen von dreiteiligen aufwendig gestalteten Schreibschränken, welche für die herausragende damalige Möbelkunst der Stadt stehen. Ein absoluter Schwerpunkt ist die einzigartige Modellsammlung mit 64 Bozzetti aus dem Besitz des Mainzer Bildhauers Johann Sebastian Barnabas Pfaff.

Büste einer Dame in höfischer Kleidung
Unbekannter Bildhauer, Bildnisbüste einer Dame in höfischer Kleidung, um 1770 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Figur Muttergottes mit Kind
Mittelrheinisch, Muttergottes mit Kind (Maria de Victoria), 2. Viertel des 18. Jahrhunderts © GDKE, LMM
Rote Figur eines Mannes
Heinrich Peter Hencke, Allegorie des Winters, 1745 © GDKE, LMM

Höchster Porzellan des 18. Jahrhunderts

Porzellanfigur, Armor schärft seine Pfeile
Johann Peter Melchior / Manufaktur Höchst, Amor schärft seine Pfeile, um 1770

Einen Schwerpunkt des umfangreichen Keramikbestandes des Museums bilden die Fayencen und Porzellane aus der Produktion der kurfürstlichen Manufaktur Höchst. Diese wurde 1746 gegründet und zählt damit zu den ältesten im deutschsprachigen Raum. Ihr Firmenzeichen ist bis heute das Mainzer Rad.
Der bekannteste für Höchst tätige Entwerfer und Modellmeister war Johann Peter Melchior. Er wurde aufgrund seiner Leistungen 1770 zum kurmainzischen Hofbildhauer ernannt. Seine Entwürfe haben wesentlich zum Erfolg der Manufaktur beigetragen.
Die Sammlung Höchster Fayencen und Porzellane zählt zu den bedeutendsten und umfangreichsten ihrer Art.

Bunte Porzellanfigur, Der Chinesische Kaiser
Johann Peter Melchior / Manufaktur Höchst, Der Chinesische Kaiser, 1765/66 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Porzellan-Kännchen in der Form von Baumstämmen
Manufaktur Höchst, Kännchen in der Form von Baumstämmen, um 1750 © GDKE, LMM
Große, verzierte Prunkvase
Johann Melchior Schöllhammer/ Manufaktur Höchst, Große Prunkvase (Potpourri) mit Landschaftsszenen, um 1763 © GDKE, LMM

Schwerpunkte des 19. Jahrhunderts: Rheinromantik und Nazarener

Gemälde Rheinlandschaft
Caspar Schneider, Rheinlandschaft mit Blick auf Lorch bis Bacharach, 1831

Ein Alleinstellungsmerkmal der Gemäldegalerie sind unter anderem die einzigartigen romantischen Rheinansichten der Brüder Georg und Caspar Schneider, die heute noch wichtige historische Bildquellen darstellen und für ein neues Interesse an der Natur und der eigenen Heimat stehen. Die Sammlung zeigt aber zugleich die ganze Bandbreite des Jahrhunderts, die von der christlich geprägten Kunst der Künstlervereinigung der Nazarener, mit unter anderem derem Gründungsmitglied Philipp Veit, bis zur monumentalen Historienmalerei der berühmten Mainzer Künstlerfamilie Lindenschmit reicht.

Gemälde einer Familie
Wilhelm Lindenschmit d. Ält., Der Künstler mit seiner Familie, 1836 © GDKE, LMM, R. Steffens
Gemälde, eines Erzbischofs, der eine Schule besucht
Wilhelm Lindenschmit d. Jüng., Erzbischof Wiligis besucht die Schule des St. Albanstifts bei Mainz, um 1880 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Selbstportrait Philipp Veit
Philipp Veit, Selbstbildnis, um 1816 © GDKE, LMM, U. Rudischer

Die Jugendstilglas-Sammlung

Farbige Glasvasen mit Blumenverzierungen
Emile Gallé, Glasvasen

Die Jugendstilglas-Sammlung zählt zu den bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Deutschland. Sie basiert auf der Privatsammlung des Pirmasenser Messedirektors Heinrich R. Gruber. Diese Glassammlung wird durch die Werke der „Ecole de Nancy“, mit Emile Gallé, dem wichtigsten Glaskünstler der Zeit, geprägt. Die Sammlung zeigt die ganze Fülle, einerseits der französischen Entwicklung, mit deutlichem Schwerpunkt Nancy und Lothringen, und andererseits der Erzeugnisse der deutschen und vor allem der österreichisch-böhmischen Manufakturen, sowie die des Amerikaners Louis Comfort Tiffany.

Zwei lilafarbige Vasen mit Blumenverzierungen
Manufaktur Burgun, Schverer & Co., Meisenthal (Lothringen – Region Grand Est), Vase mit tränenden Herzen und kleine Vase mit Alpenveilchen, 1895/1900 © GDKE, LMM
Vase mit Karpfenmotiv
Emile Gallé, Vase mit Karpfen, 1889 © GDKE, LMM
Fenster mit Motiv eines Jungbrunnens
Johann Bernhard Kraus, Fenster „Jungbrunnen, vor 1913 aus dem Haus Rheinalle 3 c in Mainz © GDKE, LMM, U. Rudischer
Goldene Tischlampe mit Bambusblätter-Motiv auf der Schirmlampe
Tiffany Studios, Tischlampe „Bamboo“, 1898 © GDKE, LMM

Kunst der Moderne

Gemälde, Wüste mit einem Kamel
Max Slevogt, Lybische Wüste, 1914

Die herausragenden und sehr umfangreichen Bestände des „deutschen Impressionisten“ Max Slevogt sind ein absolutes Highlight unserer Sammlung. Für die wissenschaftliche Bearbeitung dieses Alleinstellungsmerkmales wurde eigens ein Forschungszentrum im Museum gegründet.
Darüber hinaus gehören zahlreiche Spitzenwerke von international namhaften Künstlern wie Max Beckmann, Lovis Corinth, Wilhelm Lehmbruck, Hans Purrmann, Arnulf Rainer und Pablo Picasso zu dem Bestand. Weitere Schwerpunkte sind etwa die deutschen Matisse-Schüler mit Rudolf Levy und Oskar Moll; die informelle und abstrakte Malerei mit Otto Greis, Bernard Schultze oder etwa Antoni Tàpies.

Max Beckmann, Vor dem Kostümfest
Max Beckmann, Vor dem Kostümfest, 1945, Öl auf Leinwand © GDKE, LMM, U. Rudischer

Die Graphische Sammlung

William Tuner, Mainz von Süden
William Turner, Mainz von Süden, 1817

Es ist die umfangreichste grafische Sammlung des Landes Rheinland-Pfalz. Mit ca. 45.000 Blättern umfassen die Bestände Aquarelle, Handzeichnungen, Druckgrafiken, Künstlerautografen und alte Fotografien.
Ein Schwerpunkt liegt auf den Zeichnungen des 19. Jahrhunderts, besonders der deutschen Romantik. Mit zu den bekanntesten Zeichnungen gehört u.a. das Aquarell „Mainz von Süden“ (1817) von William Turner, die Federzeichnung „Lindenfels im Odenwald mit betendem Wanderer“ (um 1813) von Carl Philipp Fohr und das Aquarell „Der Hafen von Marseille (um 1930) von Paul Signac. Im Bereich Druckgrafik reicht der Bestand u.a. von Albrecht Dürer, Giovanni Benedetto Castiglione bis hin zu Camille Corot.

Giovanni Benedetto Castiglione, Der Genius des Castiglione
Giovanni Benedetto Castiglione, Der Genius des Castiglione, 1648 © GDKE, LMM, U. Rudischer
Zeichnung einer bewaldeten Landschaft
Carl Philipp Fohr, Blick auf Lindenfels im Odenwald mit betendem Wanderer im Vordergrund, 1813/14 © GDKE, LMM
Farbige Abbildung des Hafen von Marseille
Paul Signac, Der Hafen von Marseille, um 1930 © GDKE, LMM

Die Sammlung von Prinz Johann Georg

Muschelschale bemalt mit Christus-Abbild
Vermutlich Jerusalemer Werkstatt,
 Christus als Pantokrator
, 19. Jahrhundert
, Malerei auf Muschelschale
. Als Pantokrator (griech. für „Allherrscher“) wird Christus mit dem geöffneten Evangelium und segnend dargestellt.
 Solche bemalten Muscheln brachten Pilger und Reisende meist als Andenken mit.

Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen (1869 – 1938) und Bruder des letzten regierenden Königs von Sachsen, war leidenschaftlicher Sammler und gläubiger Privatgelehrter. Seine zahlreichen Reisen führten ihn vor allem in die europäischen Nachbarländer, nach Russland und Griechenland sowie mehrfach in den Nahen Osten und nach Ägypten. Auf all seinen Reisen erwarb er zahlreiche Kunstwerke, aber auch Gegenstände des Alltags, wobei sein besonderes Interesse Objekten mit theologischem Hintergrund galt. Das Land Rheinland-Pfalz konnte im Winter 1949/50 die ungewöhnliche Sammlung des Prinzen Johann Georg erwerben und sie dem Kunstgeschichtlichen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz anvertrauen. Seit 1981 befindet sie sich als Dauerleihgabe im Landesmuseum Mainz.

Abbildung Johannes des Täufers als Engel in der Wüste
Theodoros Poulakes zugeschrieben
, Johannes der Täufer als Engel der Wüste,
 um 1650/90, Eitempera auf Holz
. Johannes wird hier mit Attributen dargestellt, die auch in der westlichen Kunst geläufig sind: Kreuzstab und Schriftrolle gehören dazu. Die „Johannesschüssel“ mit seinem abgeschlagenen Kopf weist ihn als Märtyrer aus, während er seine rechte Hand zum „Redegestus“ erhoben hat. Die Flügel, die ihn als Engel ausweisen, sind nur in der östlichen Bildsprache bekannt.
 © GDKE, LMM
Mumienbildnis einer Frau
Ägypten
, Mumienbildnis einer Frau,
 um 100 – 125 nach Chr.,
 Mischtechnik (Wachstempera) auf Holz
. Das Porträt einer wohlhabenden Dame wurde nach ihrem Tod im Kopfbereich des für die Mumifizierung vorbereiteten Leichnams eingefügt. Auf diese Weise schienen die Mumien, die oft vertikal aufgestellt waren, den Betrachter quasi anzuschauen. © GDKE, LMM
Figur eines sitzenden Pavians
Ägypten,
 Sitzender Pavian,
 Spätzeit, 7. – 4. Jahrhundert vor Chr.
, ägyptische Fayence (Quarzkeramik). Der Gott der Weisheit und der Schreibkunst, Thot, wird häufig in dieser Tiergestalt dargestellt. © GDKE, LMM, U. Rudischer
Statuette in Gestalt einer Mumie
Ägypten,
 Uschebti-Figur für Heri-[ib-]Bastet, geboren 
26. – 30. Dynastie (Mitte 6. bis 4. Jahrhundert vor Chr.)
 ägyptische Fayence (Quarzkeramik). Solche Statuetten in Gestalt einer Mumie waren Grabbeigaben. Anhand des Namens des Verstorbenen kann man sein biografisches Umfeld im südlichen Nildelta verorten. © GDKE, LMM