Werkstatt Landesmuseum Mainz

Die Restaurierungswerkstätten des Landesmuseums

Von unsichtbarer Hand

Restauratoren arbeiten im Verborgenen. Und doch: Ohne ihre Retusche, Konservierung und Rekonstruktion wären moderne Museumsausstellungen undenkbar.

In den Restaurierungswerkstätten des Landesmuseums Mainz scheint es als passiere, unter den geschickten Händen von vier Restauratoren, ein klein wenig Magie. Vom Staub der Jahrzehnte verdunkelte Malereien leuchten wieder in hellen Farben auf, Löcher verschwinden aus Leinwänden, Risse aus Grafiken und Rost von metallischen Artefakten.

Auch an Montagen, wenn das Landesmuseum in Mainz geschlossen ist, gehen die Arbeiten in den Restaurierungswerkstätten für Gemälde und Holzskulpturen, Metall und Keramik, sowie Grafiken weiter.

Über die Herkunft und Geschichte eines Objektes im Bilde zu sein, ist für Restauratorinnen und Restauratoren unerlässlich, um für Konservierung, Restaurierung und Präsentation die richtigen Entscheidungen zu treffen. Jedes Objekt hat eine ganz bestimmte Lebenswelt, die man bei den restauratorischen Eingriffen und konservatorischen Maßnahmen sich vor Augen halten muss und die einen Restaurator bei der Arbeit begleiten und die Hand führen. Vergleichbar mit einem atmenden Wesen stellen die Kunstwerke spezifische Ansprüche an ihre Umwelt, an Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Und selbst Objekte, die Materialart und Epoche miteinander teilen, können unterschiedlich auf Behandlungsmethoden und chemische Substanzen reagieren. So gilt es, sich vorsichtig heranzutasten, wenn möglich naturwissenschaftliche Analysen der praktischen Arbeit voranstellen und die Verträglichkeit von Substanzen auf kleinen Stellen anzutesten. Mit Lösungsmitteltiegelchen, Wattebausch und Handschuhen ausgestattet, werden Oberflächenreinigungen ausgeführt, und diese von schmutzigen Grauschleiern befreit.

Lager- und Ausstellungsbedingungen überwachen, Zustandsberichte schreiben und Leihgaben für ihre Reise in andere Museen vorbereiten: Der Job der Restauratoren ist vielseitig. Vor den Augen von Besuchern verborgen, verrichten sie ihre Arbeit im Hintergrund. Nicht nur montags, wenn das Landesmuseum für die Öffentlichkeit geschlossen bleibt, gehen die Restauratoren durch die Ausstellung, überprüfen die Exponate akribisch auf neue Schäden, beseitigen aufliegenden Staub, aber auch Lichtverhältnisse werden angepasst, Zustandsprotokolle und Exponatpässe werden geschrieben und Ergebnisse in Datenbanken eingespeist.

Schaden an einem Gemälde

Zwei Restauratorinnen betreuen in dieser Werkstatt den Bestand von ca. 2700 Gemälden von der Zeit des Mittelalters bis zum 21. Jahrhundert sowie den Bestand von rund 400 gefassten und ungefassten Holzskulpturen. Ihre Aufgaben bestehen zum einen in restauratorischen Tätigkeiten wie Sichern, Reinigen, Fehlstellen ergänzen, Retuschieren und zum anderen in der Kontrolle und Sicherung von konservatorisch günstigen Rahmenbedingungen in Ausstellungsräumen und Depots.

Außerdem müssen Dokumentationen zur Restaurierungsgeschichte der jeweiligen Objekte erstellt und nach der Ausführung von Erhaltungsmaßnahmen ergänzt werden. Zu der präventiven Konservierung der Objekte gehört die Betreuung von Leihanfragen, das Erstellen von Befunduntersuchungen und Zustandsprotokollen sowie die Mitarbeit bei Ausstellungsaufbauten unter konservatorischen Gesichtspunkten. 

Die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Hauses ist sehr eng. Die Restauratoren können z.B. bei kunsthistorischen Interpretationen mit ihren maltechnischen Kenntnissen weiterhelfen. Die Verwendung von optischen Hilfsmitteln wie Infrarotaufnahmen, Untersuchungen unter ultraviolettem Licht und dem Stereo-Technoskop dienen dazu Datierungen, Umdatierungen und Zuschreibungen vorzunehmen.

Das Tätigkeitsfeld der Werkstatt für Metallrestaurierung gliedert sich in drei Arbeitsschwerpunkte: Archäologie, Kunsthandwerk und Technisches Kulturgut.
Der Bereich der archäologischen Fundobjekte bildet den Großteil der zu behandelnden Stücke, die sich aus den Materialien Eisen, Bronze, Edelmetallen und organischen Substanzen zusammensetzen: beispielsweise Schmuckstücke, Kultobjekte und Gebrauchsgegenstände. Die kunsthandwerklichen Exponate umfassen kunst- und kulturgeschichtliche Gegenstände wie z.B. Blank- und Feuerwaffen, bei denen Metalle mit verschiedenen Materialien kombiniert wurden. Die seltenen Flötenspieluhren fallen in die Abteilung Technisches Kulturgut, das Maschinen aus handwerklicher und industrieller Produktion und Zeugnisse der Alltagskultur behandelt.

Das Atelier widmet sich der Betreuung der eigenen Sammlung, deren Bestand Zeichnungen und Drucke vom 16. Jahrhundert bis hin zu aktueller, zeitgenössischer Graphik, illustrierte Bücher mit Künstlerentwürfen und Skizzenbücher umfasst.
Die Graphiken werden untersucht, konserviert und bei starken Beschädigungen schonend, d.h. ohne starke Eingriffe in die Originalsubstanz restauriert. Von besonderer Bedeutung für den mechanischen Schutz der Blätter ist die fachgerechte Montage in Passepartouts und die Lagerung in großen, flachen Schubladen. Ein weiteres Arbeitsfeld bildet die Vermittlung technologischer und konservatorischer Kenntnisse z.B. an Praktikanten und Studenten sowie Schulungen für Vertreter kleiner Museen oder Archive ohne eigene Restaurierungswerkstatt.

Die Werkstatt ist für den gesamten Museumsbestand im Bereich Stein, Wand, Glas, Keramik und Porzellan und alle kunstgeschichtlichen Gattungen zuständig. Schwerpunkte bilden hierbei vorgeschichtliche und römische Grabungsfunde, im Besonderen die größte römische Steinsammlung nördlich der Alpen und eine Vielzahl von barocken Spolien und Skulpturen der Mainzer Stadtgeschichte.
Anläßlich des Umbaujahres des Landesmuseums 2002 wurde der Maschinenpark auf den neusten technischen Stand gebracht. Ein komplett eingerichtetes Labor ermöglicht wissenschaftliche Untersuchungen nach chemischen und physikalischen Gesichtspunkten. Durch die neue Ausstattung mit Arbeits- und Analysegeräten sowie Werkstoffen wird seither der Fortgang der Porzellanrestaurierung forciert. Dadurch kann der bedeutende Ausstellungsbestand der Höchster Porzellane im Museum durch noch im Depot schlummernde Objekte erweitert werden.

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