Blick aus dem Fenster auf den Rhein
Johann Adam Ackermann, Blick aus dem Fenster (Sonnenaufgang in Oestrich am Rhein), 1841

Ausstellung im Graphikkabinett
Johann Adam Ackermann, ein Mainzer Caspar David Friedrich

Schneebedeckte Landschaften, kahle Bäume und stille Ruinen, das sind die Motive, die Johann Adam Ackermanns (1781–1853) Spätwerk bestimmen. Beinahe unheimlich erscheint die Ähnlichkeit der Aquarelle Ackermanns mit den kurz zuvor oder gleichzeitig entstandenen Werken Caspar David Friedrichs, der sich auf eben jene Motive spezialisiert hatte. Vermutlich hatte Ackermann den Meister der deutschen Romantik um 1828 zum Anlass der Dürer-Feier in Nürnberg kennengelernt oder war dort in Kontakt mit dessen Gemälden gekommen. Obwohl die Natur der Verbindung zwischen beiden Künstlern, die geographisch zunächst wenig Berührungspunkte aufzuweisen scheinen, bis heute ungeklärt ist, spiegeln Ackermanns späte Arbeiten diesen Einfluss eindeutig wieder. Sie stellen dabei einen Bruch zu seinen eher von sonnigen Landschaftsidyllen geprägten Frühwerken dar. Der aus Mainz stammende Künstler erfuhr in seiner Jugend zunächst eine Ausbildung durch den führenden ortsansässigen Landschaftsmaler Johann Caspar Schneider. Schon kurz darauf wurde Ackermanns Talent von Frankfurter Mäzenen erkannt. Auf Anraten Carl Theodor von Dalbergs ging Ackermann 1801 zunächst nach Paris, wo er im Atelier des bedeutenden Historienmalers Jacques-Louis David tätig war. Später trat der Mainzer Maler zweimal die Reise in die ewige Stadt an. Besonders die arkadische Landschaft der Campagna um Rom prägte in diesen Jahren seine Werke.

Mit über dreißig Aquarellen besitzt die Graphische Sammlung im Landesmuseum Mainz den größten zusammenhängenden Bestand an Arbeiten Ackermanns in deutschen Sammlungen. Darunter befinden sich insbesondere viele romantische Spätwerke. Die Ausstellung im Graphikkabinett präsentiert diese detailreichen Meisterblätter erstmals in umfassender Form.

Ausstellungsplakat
Ausstellungsplakat

Mehrere Frauen rangeln in einem Raum
Paul Strecker, Figurenwerfen, 1938, Öl auf Leinwand

eine alte Zeichnung der Basilika von San Marco in Venedig
Peter Halm, „Die Basilika von San Marco in Venedig“, 1914

Ausstellung im Graphikkabinett
Wie keine andere Stadt zieht Venedig bis heute Künstlerinnen und Künstler in ihren Bann. Die Ausstellung im Graphikkabinett entführt die Besucherinnen und Besucher in die Lagunenstadt immer auf den Spuren von Mainzer Künstlerpersönlichkeiten wie Peter Halm, Sophie Grosch und Guido Ludes, die Venedig im 19. und 20. Jahrhundert bereisten. Die Italienreisenden Graphiker*innen zog es vom heimischen Rhein an die Adria in diese so besondere und einzigartige Stadt mit ihren Kanälen, verwinkelten Gassen und belebten Campi.  Aus den spiegelnden Wasseroberflächen und dem Glanz der Paläste schöpften Sie ihre Inspiration. Dies belegen die zahlreichen Ansichten wichtiger Bauten und versteckter Brücken, über die die Serenissima in der Ausstellung gewissermaßen aus der Ferne bewundert werden kann. „Diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle“, wie Thomas Mann sie treffend beschrieb, wird in den gezeigten Druckgraphiken, Zeichnungen, Photos und Künstlerbüchern von ihrer prachtvollen und ihrer geheimnisvollen Seite präsentiert. Eine eigens für die Ausstellung entstandene Soundinstallation und mehrere photographische Arbeiten des Videokünstlers Christoph Brech runden dieses „Venedig-Gefühl“ ab und lassen die Ausstellung zum multisensorischen Erlebnis werden.

Reise nach … Venedig! ist die erste Kabinettpräsentation in einer Reihe von Sommerausstellungen, welche die Besucherinnen und Besucher dazu animieren soll, bekannte oder entlegene Orte der Welt im Landesmuseum zu ‚bereisen‘. So kann man, entgegen der Meinung Goethes, gleichzeitig in die Ferne schweifen und diese Ferne in unmittelbarer Nähe anhand der umfangreichen Bestände der Graphischen Sammlung im Landesmuseum Mainz für sich entdecken.

EIne Figur spielt eine Trommel
Gertrude Degenhardt, o.T. (Trommlerin), aus der Serie Vagabondage in Blue, Lithographie, ca. 1996, Archiv der Künstlerin

Gertrude Degenhardts graphische Arbeiten durch die Jahrzehnte
Ausstellung im Graphikkabinett

Laut, chaotisch, wild und ein klein bisschen surreal, in jedem Fall jedoch humorvoll sind die Bildwelten von Gertrude Degenhardt (*1940). Die in New York geborene und in Berlin aufgewachsene Künstlerin ist seit etwa 50 Jahren Wahlmainzerin. Sie war zudem lange Jahre in Irland tätig, einem Land, dessen Volksmusik und uriger Charakter ihre Arbeiten stark geprägt haben. Im Zentrum ihrer Graphiken steht der Mensch. Mit wilden Mähnen tanzen ungezähmte ‚Weibsbilder‘ über das Papier, spielen furiose Femme Fatales zu immer neuen musikalischen Höhen auf. Motive von Musik und ekstatischer Süffigkeit ziehen sich durch ihr Werk. Aufgespielt wird dabei stets Allegro vivace, niemals Lento, sondern immer con Spirito! Dynamisch, tänzerisch nehmen Degenhardts Figuren den Bildraum gänzlich ein, sprengen ihn gar durch ihre expressiven Bewegungen, ihre Farbigkeit und die fast hörbaren Trommelwirbel ihrer Musikerinnen und Musiker. Dabei sind nicht nur ihre Figuren skurrile Typinnen und verschlagen dreinblickende Gesellen, auch die zugehörigen Instrumente entsprechen oft fantasievollen Eigenkreationen der Künstlerin und sind körperlich eng an die musizierenden Personen gekoppelt.

Als erste Sonderausstellung nach einer langen Schaffenspause präsentiert die Schau graphische Arbeiten Gertrude Degenhardts aus über fünf Jahrzehnten und bietet so einen Überblick über ihr bisheriges Werk.

Flyer zur Ausstellung

Goldmünze Valentinian I.
Goldmünze Valentinian I.

Mainz und Köln zwischen Antike und Mittelalter

Die Sonderausstellung in Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Museum Köln stellt ausgewählte Exponate aus dem spätantiken Mainz vor, die durch aussagekräftige Funde aus dem weiteren Umland von Mainz ergänzt werden, wie z. B. aus Rheinhessen. Dem gegenüber gestellt werden Objekte der gleichen Zeitstellung aus Köln, um dem Besucher so einen direkten Vergleich über die Verhältnisse in den beiden germanischen Provinzhauptstädten zu ermöglichen.

Die Ausstellung umfasst den Zeitraum vom Ende des 3. Jahrhunderts (Einführung der Tetrarchie) bis zur Machtübernahme und Aufsiedlung der Region durch die merowingischen Franken Ende des 5. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Mainz und Köln vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, den Veränderungen in der Provinzstruktur sowie den Reformen bei Militär und Verwaltung. Weitere Schwerpunkte liegen auf dem erstarkenden Christentum, dem Zusammenleben von Romanen und Germanen und dem Machtwechsel im 5. Jahrhundert. Abschließend wird auch der Frage „Niedergang oder Neuanfang“ nachgegangen.

Begleitend zur Ausstellung finden Vorträge statt, eine Übersicht mit allen Terminen finden Sie in diesem Flyer, die Vorträge beginnen um 18 Uhr: Download Flyer Vortragsreihe "Niedergang oder Neuanfang?"

In Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Museum Köln

Frau steht mit Tablet vor digitalen Römerbauten
Einblick in die Ausstellung „Rome Reborn“

Das Forum Romanum um 320 n. Chr.

Ergänzend zur Sonderausstellung „Niedergang oder Neuanfang?“ und der Mitmach-Ausstellung „High Tech Römer“ zeigt das Landesmuseum Mainz eine Rekonstruktion des Forum Romanum um 320 n. Chr.

Die Firma Flyover Zone und ein Wissenschaftler-Team rund um Professor Bernard Frischer aus den USA haben in über 20-jähriger Arbeit eine 3D-Rekonstruktion des Forum Romanum erstellt, welche nun zum zweiten Mal in einem Museum in Deutschland gezeigt wird.

Das XXL-Wandbild ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern einen Rundumblick des Forums zu genießen und in die Stimmung des öffentlichen Lebens einzutauchen. Ergänzt wird diese Rauminstallation durch die bereitstehenden Tablets, mit denen auch Gebäude und Statuen im 360° Blick genauer betrachtet werden können.

Hintergrundinformationen erhalten Besucherinnen und Besucher durch kurze Texte und die ausführlichen Audio-Informationen. Zum Beispiel zum Tempel der Concordia, der Göttin der Eintracht, von dem heute kaum Überreste erhalten sind. Die mit zahlreichen Statuen ausgestattete Fassade ist auf mehreren antiken Münzen dargestellt, weshalb eine so genaue Rekonstruktion möglich war.

Am rekonstruierten Septimius-Severus-Bogen ist es möglich, einen genauen Blick auf die Inschriften und Reliefs des 21 Meter hohen Monuments zu werfen. Der Triumphbogen wurde zu Ehren des Kaisers Septimius Severus und seiner Söhne errichtet und mit Illustrationen seiner Herrschaftszeit geschmückt.

Auch das Senatsgebäude Roms, bekannt als Curia Julia, kann virtuell besichtigt werden. 283 n. Chr. wurde das Gebäude durch einen Brand zerstört und kurze Zeit später in gleicher Form wiederaufgebaut.  In den 1930er Jahren wurde die Curia Julia, welche ab dem 7. Jahrhundert als Kirche genutzt wurde, restauriert und in ihrem spätantiken Zustand wiedereröffnet.

Diese und viele weitere interessante Geschichten und wissenschaftliche Erkenntnisse erfahren Besucher und Besucherinnen durch die individuell nutzbaren Tablets.

Konstrukt einer römischen Hebeanlage
Ausstellung High Tech Römer, Landemuseum Mainz
Konstruktion eines römsichen Schiffes
Ausstellung High Tech Römer, Landesmuseum Mainz
Schießstation mit einer römischen Armbrust
Ausstellung High Tech Römer, Landesmuseum Mainz

Blick in die Ausstellung Schätze des Landes Rheinland-Pfalz
Blick in die Ausstellung "Schätze des Landes Rheinland-Pfalz", Landesmuseum Mainz

Die Wanderausstellung "Unsere Heimat: Schätze des Landes Rheinland-Pfalz" zeigt Repliken ausgewählter Objekte aus der Geschichte des Landes und kombiniert diese mit Fotografien von Bürgerinnen und Bürgern aus Rheinland-Pfalz. Dadurch entstehen ganz neue Bezüge zu unserem gemeinsamen kulturellen Erbe. Ergänzt wird die Ausstellung durch regionale Exponate und Porträts wegweisender Kulturerbinnen und Kulturerben; etwa aus den Bereichen der Archäologie, der Kunst- und Technikgeschichte und der Architektur.

Auf diese Weise ermöglicht die Ausstellung einen neuen Blick auf die Geschichte und Schätze des Landes und soll dazu anregen, sich auch künftig mit dem kulturellen Erbe auseinanderzusetzen.

Booklet zur Ausstellung

 

3 Frauen mit Hund
Therese Prestel, „Frankfurt im Mai 1911“

Die Scherenschnitte der Therese Prestel
Kabinettausstellung in der Graphischen Sammlung

Therese, eigentlich Elise Dorothea Leonore Therese, Prestel (* 27.2.1856 in Mainz, † 1.7.1921 in Mainz), entstammte der bekannten Künstler- und Verlegerfamilie Prestel. Ihren künstlerischen Familienwurzeln trug Therese Prestel im Medium der im 19. Jahrhundert besonders beliebten Technik des Scherenschnitts Rechnung. In diesen handgroßen humoristischen Arbeiten greift sie Themen der Zeit kurz nach 1900 auf. Gekonnt illustriert sie die Gesellschaft der 1910er bis 1920er Jahre in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt.

Eine besondere Rolle spielt dabei die Damenmode in der Zeit um den 1. Weltkrieg. Mit ihren aufwendigen Hüten, Taschen, Schirmen und Stöcken ausgestattet und begleitet vom obligatorischen Hündchen, flanieren die Damen über das Papier. In kurzen, fein mit Bleistift geschriebenen Notizen vermerkte Prestel dazu das jeweilige silhouettenhaft karikierte Ereignis: von Spaziergängen im Frankfurter Palmengarten, über Wanderungen im Taunus bis hin zum Mainzer Schützenfest. Die geschnittenen Figuren dokumentieren nicht nur die Mode und den Geschmack der Zeit auf humorvolle Weise, sie bieten auch einen Einblick in das Leben Prestels selbst als einer Dame der Gesellschaft. Auch politisch brisante Themen wie der Weltkrieg selbst oder die Reichstagswahlen der noch jungen Weimarer Republik greift sie in ihren Schnitten auf. Die Rolle der Frau ist dabei stets betont oder findet besondere Berücksichtigung.

Während viele der collageartigen Papierarbeiten an Freunde und Bekannte verschickt wurden, hat sich im Landesmuseum Mainz ein etwa 300 Blatt umfassender Bestand an Scherenschnitten der Künstlerin erhalten, der hier erstmals ausgestellt und im Feld der Scherenschnitttechnik verortet wird.